Symposium | Ausstellung | Workshops | Diskurs | Polymediale Live Performance
ACHTUNG !! :: verschoben :: neuer Termin ::
31. Oktober 2020 | 14 – 24 Uhr
Atelier Haus | Akademie der bildenden Künste
Lehargasse 6-8, 1060 Wien
Alles für Alle : Eintritt frei !!!
Ablauf
14 h Doors open : Eröffnung Symposium und Ausstellung
15 h Einführung in die Formate
15-16:30 Workshops : Sprache | Geld | Macht | Körper | Zeit
16:30 die Tafel der Visionen auftischen
17-19 h Tafel der Visionen | Beiträge von Künstler*innen,
Redner*innen, Aktivist*innen, …
19-19:30 Manifest | Schlusswort
19:30-20 h Essen und Trinken | Chill | formloser Austausch
20-21 h Polymediale live Performance im Prospekthof
21-24 h Musik | DJ* Sweet Susi | Bar | Chill | Austausch …
Form | Format
Raum ::: Ausstellung ::: Inhalte ::: Botschaften ::: Präsentationen
Der Raum wird gestaltet als Mischung aus Ausstellung und Präsentation von Inhalten, Visionen und Initiativen. Feministische Künstler*innen konzipieren Beiträge für die Ausstellung im Raum, dazwischen tummeln sich Info-Tische, Präsentationsstände von Initiativen, Organisationen und eigensinnigen Einzelpersonern, die dort sich selbst, ihre Anliegen, Themen und Inhalte einem höchst diversen Publikum präsentieren. Im Vorfeld laden wir Schulklassen (z.B.: Montessori Campus Wien Hütteldorf, Rahlgasse, u.a.), sowie Vereine und Organisationen ein, die sich Stärkung und Empowerment von Mädchen* und Frauen* zum Ziel gesetzt haben.
Stationen ::: Gesprächsstationen
Initiativen, Frauen* oder feministische* Organisationen und Einzelpersonen haben die Möglichkeit, zusätzlich zu ihrer Präsentation, den Gästen auch Gesprächssituationen zu bestimmten Themen und Inhalten anzubieten : sie sitzen an einem Ort im Raum und zeigen sich zu definierten Inhalten gesprächsbereit. Jede* kann vorbeikommen, Fragen stellen, Gespräche suchen oder Diskussionen beginnen, jede* kann dazukommen, sich einmischen, oder wieder gehen.
Workshops
Zu Beginn gibt es eine kurze Einführung in die Formate und deren Funktionsweisen. Eine Art Bedienungsanleitung für die eröffneten Möglichkeitsräume für Gäste, Akteurinnen* und Publikum. Dann gibt es im Raum verteilt 5 Workshop Stationen zu unseren 5 Themenschwerpunkten : Sprache / Körper / Geld / Macht / Zeit. Bei jedem Workshop sind 1-2 Personen in Verantwortung einen kurzen Impuls Vortrag zu geben, die Diskussion zu starten und für Fragen zur Verfügung stehen. Die Workshops dauern ca. eineinhalb Stunden, dann werden die Ergebnisse zu Tisch getragen, dort eingearbeitet und aufgetischt. Jede Workshop Gruppe kann selbst entscheiden in welcher Form sie sich am Tisch, an der gemeinsamen Tafel der Visionen präsentieren möchte.
Tafel der Visionen
Der Kern und Hauptteil des Symposiums findet an einem grossem runden Tisch statt, an dem alle gleichberechtigt rundherum sitzen. Diese Tafel der Visionen wird vorab gestaltet : er wird mit Papier bedeckt und als halbfertige, unvollkommene Collage vorbereitet, auf der Schlagsätze, Worte, Inhalte, Texte, Bilder und Objekte eingeflochten sind. Künstler*innen, Iniativen und Redner*innen tragen Gestaltungselemente bei, die Workshops präsentieren darin ihre Ergebnisse und alle Anwesenden sind eingeladen den Tisch während der gesamten Dauer des Symposiums weiter zu bearbeiten. Ein offenes, ein gemeinsames Kunstwerk, das zum Mitmachen und zur Gestaltung anregt, entsteht. Elemente, Materialien und Werkzeuge sind vorhanden. Auch Speisen und Getränke werden aufgetischt und während oder zwischen den Beiträgen und Diskussionen wird gemeinsam gegessen und getrunken …
Reden | Diskussionen
Ausgewählte Frauen werden gebeten kurze Reden zu unseren Schwerpunkt-Themen zu halten. Die Reden sollen 3-5 Minuten nicht überschreiten. Dazwischen wird es performative, aktivistische und künstlerische Beiträge geben, deren Länge ebenfalls auf 3-5 Minuten begrenzt ist. Durch diese zeitliche Begrenzung sorgen wir dafür, dass das Symposium inhaltlich kompakt und zugleich abwechslungsreich und kurzweilig ist, damit es auch für Personen, die sonst niemals einem Symposium beiwohnen würden, leicht zugänglich ist. Zwischen den Beiträgen gibt es immer wieder Raum für Diskussionen, die moderiert werden. Jederzeit kann gemeinsam konsensual bestimmt werden, ob ein Thema nun vertiefend weiterdiskutiert wird oder ob zum nächsten Thema übergegangen wird. Dadurch, dass die Beiträge nicht nur aus verschiedenen Disziplinen, sondern auch in Form und Format aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen stammen, entsteht eine Diversität und Komplexität, die eine rein intellektuelle Auseinandersetzung überragt.
Manifest
Wir nützen diese konspirative Zusammenkunft um gemeinsam ein Manifest zu verfassen, das hernach in die Welt hinaus geschickt wird. Wir hoffen uns so präzise zu formulieren, dass die 99%, die Niemande, die Sprach- und Stimmlosen sich darin wiederfinden können und zur Aktion angestiftet fühlen. Wir versuchen die weltweite Selbstbestimmung zu inspirieren, stimulieren und voranzutreiben …
Polymediale live Performance
Eine polymediale live Performance ist ein multi-dimensionales Ereignis, das Elemente aus Licht, Projektion, Text, Musik, Performance, Tanz, Aktionismus und Publikums-Involvierung zu einem Gemeinsamen verbindet. Eine Oper, eine Ode an die Selbstbestimmung entsteht. Sie verhandelt unsere Themen : Sprache | Körper | Geld | Macht | Zeit : den Gender Pay Gap, Gewalt an Frauen*, das Ende des Patriarchats, die gläserne Decke, Seilschaften und Solidaritäten, geschlechterspezifische Zuschreibungen und die Macht- und Geldverteilung in unserer Gesellschaft. Sie stellt für einen Moment lang eine Utopie, eine Vision, eine Goldene Revolution in den Raum, die als Anleitung zur Selbstermächtigung gelesen werden kann. Das Format bedient sich gängiger Medien, Klischees und Muster, um sie aufzubrechen, zu dekonstruieren und emotionale und mehrschichtige Assoziationsräume zu evozieren und sie zu einer polymedialen live Performance zu verdichten.
Fokus : Vision : Goldene Revolution
„Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‘weibliche Zukunft’.
Johanna Dohnal, 2004
Es ist eine menschliche Zukunft.”
Wir konzentrieren uns auf die Vision und auf die goldene Revolution. Wir erzeugen temporär eine mögliche Zukunft und betrachten Vergangenheit und Gegenwart aus dieser Perspektive heraus. Dabei kommt eine Art experimenteller Optimismus zum Einsatz, der es uns ermöglicht, nicht nur über diverse zeitliche und räumliche Tellerränder zu schauen, sondern auch eine von den gegebenen Verhältnissen weniger beeinträchtigte Position einzunehmen und ganz eigene Freiheiten zu entwickeln. Der Möglichkeitssinn wird angeregt und die in Visionen und Utopien enthaltene Energie kann sich entwickeln und formieren.
„You never change things by fighting the existing reality.
Buckminster Fuller
To change something, build a new model that makes the existing model obsolete.”
Ganz im Sinne Buckminster Fullers geht es uns darum, ein neues System des Zusammenlebens aller Geschlechter zu schaffen, das das existierende obsolet macht. Nicht im Kampf gegen das Bestehende sollen unsere Energien verpuffen, sondern in der Schaffung von etwas Neuem zu neuem eigenem Leben erwachen. Wir sind die, die sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden geben, die Utopien und Visionen hegen und weitläufige Handlungsspielräume sehen : wir werden mit dieser positiven Energie eine neue Gesellschaft entwerfen.
„a womans place is in the revolution”
unknown
In vielen Ländern der Welt stehen Frauen auf und fordern ein, was ihnen eine patriarchale, kapitalistische Gesellschaft vorenthält. Durch Streiks, durch Demonstrationen und subversive Widerstandsaktionen machen sie auf ihre Forderungen aufmerksam. Das macht Mut und ist Auftrag an Kunst- und Kulturvermittelnde.
Forderungen sind der konkrete Ausdruck der Kritik am Bestehenden. Vor allem der Mut für diese auf die Straße zu gehen, kommt aus der Vision: eine andere Welt ist möglich, wenn sich die weltweit 99 Prozent quasi besitzlosen Frauen den 1 Prozent Mächtigen reichen Männern entgegenstellen. Aus Visionen und Utopien können wir Kraft für Veränderung schöpfen, gerade wenn wir im Gegenwärtigen auf eine Weise stecken, dass Veränderung schwer gedacht werden kann. Gerade dann braucht es gedanklich Grenzüberschreitungen. Neugier auf Zukunft zu hegen, Möglichkeitsräume zu öffnen, konkrete Möglichkeiten zurück zu gewinnen, sich die Definitionsmacht zu erobern und Kommendes als Sprengkraft in der Gegenwart zu positionieren : in diesem Sinne nutzen wir utopisches Denken.
In Zeiten, in denen den Rechten der Frauen* die Zurücknahme droht, noch bevor ihre über mehr als ein Jahrhundert gestellten Forderungen auch nur halbwegs erfüllt sind, gilt es besonderes Augenmerk darauf zu legen nicht dem Perpetuum Mobile feministischer Argumentation zu verfallen : sich ständig zur Wiederholung genötigt zu sehen, als wären gewisse Punkte nicht schon vor Jahrzehnten erfolgreich durchargumentiert und widerlegt worden. All dem gegenüber nehmen wir die Haltung eines experimentellen Optimismus ein und konzentrieren uns auf die Vision und die Goldene Revolution. Wir erzeugen temporär eine mögliche Zukunft und betrachten Vergangenheit und Gegenwart aus dieser Perspektive heraus. Die Schwerpunkte, die wir in unsere Betrachtungen setzen sind :
Geld | Macht | Sprache | Körper | Zeit.
Das Format, das wir dafür erfinden überschreitet diverse disziplinäre Grenzen.
Wir wollen auf diese Weise nicht nur aktive Feminist*innen, sondern auch Menschen ansprechen, vernetzen und zusammenbringen, die sonst nie ein Symposium besuchen würden, oder niemals an einer Kunstproduktion teilnehmen würden, oder sich noch nie in Öffentlichkeiten eingebracht haben. Verschiedene Disziplinen kommen gemeinsam an einen großen, runden Tisch, der inhaltlich und künstlerisch gestaltet ist, und diskutieren miteinander und mit dem Publikum auf sehr experimentelle Weise.
Zu jedem inhaltlichen Schwerpunkt werden 1-2 Personen eingeladen und gebeten in Redebeiträgen von 3-5 Minuten ihre Positionen darzulegen. Die Redebeiträge folgen einer inhaltlichen Dramaturgie und werden von ebenso kurzen künstlerischen Beiträgen und von unregelmässig eingeflochtenen Möglichkeitsräumen durchbrochen, in denen alle anwesenden Personen zu Wort kommen können.
Geplant ist eine komponierte Abfolge und intelligente Verschränkung von intellektuellen Anforderungen, künstlerischen Aufmerksamkeiten und aktivistischen Experimenten.
Es wird zugleich dramaturgische Konsequenz und völlig offene Freiräume geben, in denen sich Ungeahntes entwickeln kann.
Inhalte | Themen
Geld | Macht | Körper | Sprache | Zeit
„es zeigt sich”
niemand/jetzt
Wir betrachten unser Thema aus verschiedenen Richtungen, von verschiedenen Standpunkten aus, aus unterschiedlichen Aspekten und aus vielfältigen Subjektiven. Wir setzen Schwerpunkte und definieren die Parameter, die wir für Knackpunkte des Diskurses halten, an denen sich alles zeigt, wo die existierenden Verhältnisse sichtbar werden, sich entblättern, sich entblössen :
Sprache | Körper | Geld | Macht | Zeit :: An ihnen zeigt sich alles !
Sprache
„Wir sprechen weiblich, Männer dürfen sich mitgemeint fühlen !!”
niemand/immer
Eine jede* verrät sich über ihre Sprache ! An der Sprache erkennen wir uns selbst !
Was wir nicht denken können, können wir nicht sprechen, und umgekehrt. Diese Tatsache zeigt anschaulich, dass jegliche Arbeit an Veränderung immer auch eine Arbeit an der Sprache bedeutet. Dein Denken, dein Gefühlshaushalt, dein gesamtes Weltbild existiert nur in, und entblättert sich durch deine Sprache. Sie ist es, die offenlegt, welchen Inhalten du anhängt, was deine Prioritäten sind, wie du tickst, oder in welchen Kontexten du funktionierst. Wir untersuchen die Sprache hinsichtlich ihrer versteckten Parameter, wir entblössen die darin festgeschriebenen Gedanken und eingeschriebenen Wertesysteme. Über die Sprache und unser eigenes Denken und Fühlen können wir uns definieren, entwickeln und selbstbestimmen. Die Sprache ist der Beginn jeglicher Veränderung und zugleich jenes Instrument, das wir am einfachsten und schnellsten selbst anwenden können. Wir können bei uns selbst Worte, Gedanken, Prozesse beginnen und damit in die Welt setzen. Wir positionieren uns. Wir manifestieren uns durch unsere Worte.
„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.”
Ludwig Wittgenstein
Körper
„Der Körper der Frau : das Schlachtfeld der Welt.”
starsky
Das Selbstbestimmungsrecht über den weiblichen Körper wird in allen patriarchalen Kulturen zielsicher als Machtinstrument verwendet. Nicht nur wird der Körper der Frau* permanent für den männlichen Blick optimiert und dem männlichen per Gesetz unterworfen, sondern auch wird die große Macht der Frau*, die Reproduktion, ihr zur Schwäche umgedeutet, die sie für Geld, Macht und Funktion als untauglich erklärt, und dadurch in ihr Gegenteil verkehrt. Und zuletzt, zur Krönung dieser Zweckentfremdung, wird dann die gesamte Reproduktions- und Betreuungsarbeit der Frau* alleine zugeschrieben, mit geringer Wertschätzung belegt und in die Sphäre der unbezahlten Arbeit verschoben. Kein Wunder also, dass sich an der weiblichen Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper im patriarchalen Kontext seit langem und unvermindert die Gemüter entzünden. Auf den Leib geschrieben oder einverleibt bleibt der weibliche Körper Kulminationspunkt im patriarchal-feministischen Diskurs.
Diese Einschreibungen in, und Zuschreibungen an den weiblichen* Körper, sowie die zugehörigen Deutungs- und Bedeutungsräume werden zu einer polymedialen live Performance verdichtet, in der sich jede ihr eigenes Bild machen kann.
Geld
„Ständig wird gesagt, der Feminismus sei überflüssig, weil die Frauen ja schon alles erreicht hätten, dabei braucht man sich nur anzuschauen, wieviel Prozent des Vermögens der Welt in weiblicher Hand ist. Nämlich genau 1 Prozent. Das ist ein Witz.”
Elfriede Jelinek
Am Geld zeigt sich alles ! : Der Stand der Dinge, die Herrschafts- und Machtverhältnisse, der Grad an Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, den wir bisher erreicht haben. Wenn ich heute höre, dass Frauen* in Österreich derzeit (2019) um 42% weniger Pension erhalten als Männer, brauche ich nicht mehr viel nachzufragen : es zeigt sich von selbst an den Zahlen und Statistiken. Diese Zahlen, die uns konkrete Lebensrealitäten klar vor Augen stellen, nehmen wir als Ausgangspunkt und als Grundlage unserer Diskussionen, anhand derer wir unsere Visionen möglicher Veränderungen entwickeln.
Die mittlere Alterspension der Männer ist etwa doppelt so hoch wie jene der Frauen*. Frauen* erhalten im Durchschnitt 22,6% weniger Brutto-Einkommen
Frauen* leisten 57 Tage im Jahr unbezahlte Arbeit.
Macht
Macht und Sichtbarkeit sind für Frauen* weitgehend unerreicht geblieben.
In Österreich haben wir jetzt zwar die erste Bundeskanzlerin, eine Bundespräsidentin. Ausgewogenheit in Regierungen und im Parlament steht jedoch immer noch weitgehend aus ! Die wenigen Frauen*, die derzeit an der Macht sind, haben immer noch damit zu kämpfen, dass sie, im Unterschied zu ihren männlichen Kollegen, mehr an ihrer Kleidung und der Rolle, die sie in der Familie übernehmen, gemessen werden als an ihren politischen Statements und Handlungen.
47,7% der Frauen* sind teilzeitbeschäftigt.
94% der Alleinerziehenden sind Frauen*.
7,7% Bürgermeister*innen sind Frauen*.
Zeit
Wer wieviel Zeit hat ist politisch. Freizeit, Zeit für Kinder, Familie und Freund*innen, Zeit für Kunst, Kultur und Sport, Zeit für zivilgesellschaftliches Engagement, Zeit zum Nichtstun oder Zeit, um sich nach einer Erkrankung zu erholen oder kranke Angehörige zu pflegen. All das außerhalb der wirtschaftlichen Verwertungslogik musste erkämpft werden. Eine Auseinandersetzung die sich bis heute entlang der Geschlechtergrenzen zeigt. Wer pflegt? Wer arbeitet wo wieviel? Wer verfügt über die eigene Lebenszeit? Wer verfügt über die Zeit anderer? Ein hochpolitisches Thema. Damals wie heute.